Ambulante Hospiz-Begleitung in Krefeld stärken

Die Strukturen in der ambulanten Hospiz-Arbeit müssen vielfältiger und umfassender werden, sind sich Prof. Roland Besser (Vorsitzender Hospiz Stiftung Krefeld, li.), die Koordinatorinnen Sabine Lucht, Claudia Strachowitz und Michaela Colmie (Teamleitung) sowie Hospiz-Leiter Alexander Henes einig.

Mit der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung ändert sich alles. Sie reißt Menschen aus ihrem Gewohnten, zerstört Ideen, Pläne und Hoffnungen. Unsicherheit, Trauer und Angst halten rasch Einzug in den betroffenen Familien und/oder im Freundeskreis. In dieser letzten Lebensphase palliativ beraten zu werden, ein offenes Ohr zu finden und Entlastung zu erhalten, das ist wertvoll sowohl für den Betroffenen als auch für die An- und Zugehörigen, die sich häufig rund um die Uhr kümmern. Die für alle kostenfreie ambulante Hospiz-Arbeit ist völlig unabhängig von der Religionszugehörigkeit oder der Weltanschauung und richtet sich damit an alle Menschen, die sich in dieser schwierigen Lage befinden.

Mit dem Ziel, die Hospiz-Idee in allen Bereichen und Kulturen des gesellschaftlichen Zusammenlebens umzusetzen und vielfältigere ambulante Strukturen in der Hospiz-Arbeit zu schaffen, hat sich der ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst (Carl-Wilhelm-Straße 27) der Hospiz Stiftung Krefeld kürzlich neu aufgestellt und Michaela Colmie (58) als Leitende Koordinatorin eingestellt.

Alexander Henes (Gesamtleiter Hospiz) ist froh über die Verstärkung im ambulanten Bereich: „Wir haben den Standort im Zentrum Krefelds bewusst gewählt, um eine leichtere Erreichbarkeit zu ermöglichen. So können sich betroffene Menschen und ihre Angehörigen frühzeitig informieren, um bedarfsgerecht Unterstützung zu erhalten“.

 

Aus Mayen/Eifel stammend, lebt Colmie seit 1991 in Krefeld. Nach ihrem Studium war die Volljuristin, die auch ausgebildete Seelsorgerin ist, in verschiedenen Führungspositionen im Versicherungswesen tätig. Später hatte sie das Bedürfnis, ihrer beruflichen Tätigkeit einen tieferen Sinn zu geben und einen sozialen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Diesen hat sie mit der hauptamtlichen Tätigkeit im ambulanten Hospiz gefunden.

Die Leitung des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes bringt ein breites Spektrum an Aufgaben hervor. Neben der Öffentlichkeitsarbeit und der Zusammenarbeit im Palliativnetzwerk Krefeld geht es vorwiegend um die Begleitungen von schwerstkranken und sterbenden Menschen. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen, den Koordinatorinnen Sabine Lucht und Claudia Strachowitz, sowie den rund 60 ambulant tätigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordinieren die drei die Einsätze in den Familien. „Mir ist es wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen. In unserem Koordinatorinnen-Team können wir uns bestens ergänzen. Meine beiden Kolleginnen bringen die Erfahrung und pflegerischen Fachkenntnisse mit. Unsere Ehrenamtler/-innen sind mit Leib und Seele dabei. Sie bilden eine bunte Gemeinschaft mit unterschiedlichen Berufen, Fähigkeiten und Kenntnissen, religiösen Hintergründen und einer Fülle aus Erfahrungen. Hand in Hand können wir den Menschen helfen. Keiner ist besser oder schlechter als der andere, jeder ist unterschiedlich. Das gilt für die Koordinatorinnen untereinander, wie auch für die Menschen und Angehörigen, die wir betreuen“, sagt Colmie.

 

Die ehrenamtliche Begleitung umfasst Punkte wie Dasein und Zuhören, Zeit für Gespräche, Hilfe bei Überwindung von Kommunikationsschwierigkeiten in Familie und Partnerschaft, Unterstützung bei Verarbeitungsprozessen, Hilfe bei der Organisation von letzten Dingen, Spirituelle Begleitung oder Unterstützung bei Freizeitaktivitäten.

„Die Unterstützung durch Ehrenamtler/-innen ist für unsere Arbeit elementar. Deshalb ist es enorm wichtig, noch mehr Menschen für diese bedeutende und notwendige Arbeit zu gewinnen. Dabei geht es auch um den Ausbau der kultursensiblen Palliativ-Pflege. Dazu hat es vor wenigen Wochen eine gemeinschaftliche Veranstaltung der VHS, der Türkischen Union und der Hospiz Stiftung Krefeld gegeben, auf der zukünftig eine gute und enge Zusammenarbeit aufgebaut werden soll“, erklärt Colmie: „Je mehr Ehrenamtliche uns insgesamt unterstützen, desto mehr Menschen können wir ihren letzten Wunsch erfüllen, in der letzten Phase des Lebens zu Hause bleiben zu können. Die ehrenamtliche Begleitung ist nicht – wie vielleicht anzunehmen wäre – vorwiegend traurig, sondern es gibt auch viel Spaß.“

„Die Dankbarkeit und die Freude, die ich durch meine Arbeit erhalte, geben mir sehr viel Energie und lassen mich mein eigenes Leben noch einmal anders betrachten“, so eine langjährige Ehrenamtlerin.

Als Voraussetzung für die Ausübung des Ehrenamtes braucht es nicht viel, Aufgeschlossenheit und Empathie sind oft schon genug. Alter, Geschlecht, Religion oder Beruf spielen keine Rolle. „Ein bisschen Zeit, den Wunsch, Betroffenen in einer schwierigen Situation beistehen zu wollen und sich zurücknehmen können, das reicht vollkommen aus“, sagt Colmie.

 

Für Interessierte findet am 22. Juni 2024 (10 bis 14 Uhr) eine „Informations- und Orientierungsveranstaltung über die ehrenamtliche ambulante Hospiz-Arbeit“ statt. Eine vorherige Anmeldung wird erbeten unter koordination@hospiz-krefeld.de.

Kommen Sie gerne und machen Sie mit!

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