Karneval im Hospiz – in diesem Jahr ruhig und behutsam

Es kann bunt, laut und mit vielen Menschen sein – in diesem Jahr war es ruhig und sehr auf jeden einzelnen Gast bezogen: Am Mittwoch besuchten der Krefelder Karnevalsprinz Dirk II. Bongartz und Lieblichkeit Nadine I. Menke das Hospiz am Blumenplatz – seine Gäste und die Mitarbeiter/-innen.

Weil die Gäste in diesem Jahr körperlich nicht in der Verfassung waren, eine große gemeinsame Feier und viele Besucher im Wintergarten zu genießen, hatte das Team um Hospiz-Leiter Alexander Henes mit dem Prinzenpaar eine Alternative entwickelt: Das Prinzenpaar, die Adjutanten „Schorsch“ Wanraths und Guido Koenen sowie Minister Klaus Minten (Kontakte & Penunzen) kamen als kleine Gruppe im Ornat, aber ohne Garden und Musik.

Nach einem Gespräch mit Henes, der Sozialarbeiterin Pia Evertz und Pflegedienstleiterin Regina Prill kamen auch die Pflegekräfte kurz zur Begrüßung der Tollitäten. Danach gingen Prinz und Prinzessin zu Einzelgesprächen in die Zimmer der Gäste – und dabei entstanden berührende Situationen. So besuchte der Prinz etwa Hans Böhmer, der extra zu Ehren des Besuchers das Bett verlassen und sich in den Rollstuhl gesetzt hatte – „das hat er gestern und vorgestern nicht getan“, freute sich Pia Evertz über die gewonnene Energie des Gastes. Dieser erzählte dem Prinzen dann, wie er jahrelang als Mitarbeiter im Seidenweberhaus die Krefelder Karnevalsveranstaltungen erlebt hatte: Mit seinen Kollegen hatte er für die kulinarische Versorgung bei Sitzungen und Feiern gesorgt, „manchmal waren wir bis vier Uhr im Saal und mussten dann um sechs Uhr wieder da sein, um den Reinigungskräften zu öffnen“, berichtete Hans Böhmer, für den der Besuch des Prinzen noch eine große Freude wenige Tage vor seinem Versterben gewesen war. Ein anderer Gast, der Jahrzehnte im Karneval aktiv gewesen war, begrüßte den Prinzen mit einem kräftigen „Helau!“ und freute sich sichtlich über den jecken Besucher.

„Uns ist ein Besuch im Hospiz ein Anliegen. Das ist so eine wichtige Arbeit, wenn es am Lebensende nicht mehr zu Hause geht“, meinte die Prinzessin. Prinz Dirk II. war sichtlich berührt von den Schilderungen des Alltags im Hospiz. „Es geht mir sehr nahe, aber ich komme trotzdem gerne. Wir besuchen alle, die sich das wünschen“.

Alexander Henes hatte den Besuchern kurz die Arbeitsfelder im stationären Hospiz (Jägerstraße) und im ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst im Büro an der Carl-Wilhelm-Straße erklärt. Regina Prill schilderte, wie in den Gesprächen mit Gästen oft viele Fragen zu Tod, Sterben und zum Leben in den letzten Tagen geklärt werden können. Dazu zähle auch, dass das Team versuche, Lebenswünsche der Gäste noch zu erfüllen – so organisierte Pia Evertz gerade für einen Gast die Möglichkeit, noch einmal einen Bauernhof zu besuchen, auf dem er lange Zeit gearbeitet hatte. „Entscheidend ist für uns alle immer der Wunsch des Gastes. Wir möchten den letzten Weg eines Menschen würdevoll begleiten“, waren sich Evertz, Prill und Henes einig.

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