Trostorte Krefeld

Ehrenamtliche Trauerbegleiter sind in Zukunft Ansprechpartner an den Krefelder Trostorten. (Bild: Andreas Bischof)

Der Passant muss schon ganz genau hinschauen, um die Veränderung auf der Bank am Uerdinger Rheinufer festzustellen, gleichzeitig aber hat sie große Auswirkungen. Denn eine kleine, silberne Plakette weist hier auf ein neues Angebot hin, das nun startet. „Trostorte Krefeld“ steht hier in deutlichen Lettern geschrieben. Vorerst im Abstand von zwei Wochen sitzt hier auf der Bank zukünftig zu festen Zeiten ein ehrenamtlicher Trauerbegleiter als stille Zuhörer, als anonyme Gesprächspartner oder als Kraftspender. Das Konzept, das in anderen Städten bereits erfolgreich ist, möchten Elisabeth Bastians und Alexander Henes vom Krefelder Hospiz nun auch in Krefeld verankern. „Egal, ob wir einen Menschen verloren haben, ob wir einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten müssen oder ob wir uns einfach nur alleine fühlen – oft fällt es uns im Alltag schwer, Trauer zuzulassen“, beschreibt Elisabeth Bastians als Koordinatorin der Seelsorge der Krefelder Hospiz Stiftung. „Die Trostorte sollen genau dafür Anlaufstelle sein.“

 

Während in anderen Kommunen das Konzept oft an die Hospize angegliedert ist, möchten Henes und Bastians das Projekt bewusst auf breite Schultern stellen. Denn Seelsorge findet nicht nur im Hospiz statt, in allen Reihen der Gesellschaft benötigen Menschen Trost. Aus dieser Motivation heraus hat sich eine große Gruppe von Ehrenamtlichen gegründet: Einige mit konfessioneller Bindung oder kirchlicher Angliederung, einige bereits erfahren durch ein Ehrenamt im Hospiz und andere ganz frisch für die Trostorte ausgebildet. Gleichzeitig bietet das Hospiz den Ehrenamtlichen Supervision an und es besteht Kontakt zum Trauernetzwerk Krefeld oder zu Seelsorgern der Gemeinden, die Möglichkeiten haben, intensivere Angebote zu machen. „Wenn Trauer pathologisch wird, sind wir nicht mehr die richtigen Ansprechpartner“, beschreibt Henes. „Aber oftmals tut es Trauernden gut, einfach nur eine Anlaufstelle zu haben – die Anonymität – das zeigen die Erfahrungswerte – hilft zusätzlich.“ Oft sei es leichter, so schildern es Bastians und Henes, mit Fremden über Ängste, über Sorgen und über Erlebnisse zu sprechen und die Themen auf diesem Weg freizulassen, die belasten. „Hier ist niemand, der uns verurteilt, hier ist niemand, der vielleicht denkt ‘Das hat der jetzt schon Tausendmal erzählt’, sondern hier sitzt ein Mensch, der ausschließlich dafür da ist, um zuzuhören“, beschreibt Bastians.

 

Ein zweiter Trostort wurde in Hüls auf dem Friedhof ausgezeichnet. Über einen QR-Code oder den Link www.trostorte-krefeld.de, der auf der Bank abgebildet ist, gelangen Interessierte zu den genauen Daten, an denen die Trostorte besetzt sind. Auch Menschen, die sich im Projekt ehrenamtlich engagieren möchten, finden hier Ansprechpartner. „Wir wünschen uns nun, dass das Projekt gut angenommen wird, um perspektivisch noch weitere Trostorte in Krefeld einzurichten“, schließt Henes ab. „Denn Orte, an denen wir Trost finden, kann es in Krefeld nicht genug geben.“

(Text: Ann-Katrin Roschek)

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